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Troadkasten | Altes Wissen

Troadkasten - Neuer Glanz für historisches Schmuckstück

Hans Georg Draxl zeigt uns die Restaurationsarbeiten am Troadkasten beim Bachbauern in Göriach.

Der gemauerte Getreidekasten des Bachbauern Hans Georg Draxl in Göriach wurde im Jahr 1794 errichtet. Bis heute hat das historisch wertvolle Gebäude seine Bestimmung nicht verloren, der Troadkasten wird nach wie vor als Speicher für Getreide genutzt. Die bewegte Vergangenheit aber hat ihre Spuren hinterlassen und so wurde im Sommer 2019 mit den Restaurationsarbeiten begonnen.

Unser Troadkasten ist der ‚Kopf‘ unseres Hofes, auf den wir sehr stolz sind – und das soll man auch sehen!

 

Hans Georg Draxl
Bachbauer in Göriach

Endlich also kann ein langgehegter Wunsch in die Tat umgesetzt werden. Lange Zeit nämlich hatten Um- bzw. Neubauten Vorrang gegenüber sanierungsbedürftigen Objekten. Zeit- und Kostendruck führten oft dazu, dass die Restaurierung von historischen Bauwerken hintenangestellt wurde und, wenn dann, lieber gleich neu gebaut statt renoviert wurde. Vor diesem Hintergrund wurden auch die Funktionalität und der Nutzen der Getreidespeicher für die Landwirtschaft hinterfragt. In den 1970er-Jahren waren es zunehmend Straßenbauprojekte, weshalb mögliche Sanierungsprojekte weichen mussten. Nicht so der Getreidespeicher des Bachbauern! „In meiner Familie wird seit jeher großer Wert auf den Erhalt und die Nutzung alter Objekte gelegt. Es wurde nichts einfach so weggeschmissen, nur weil es nicht mehr dem Zeitgeist entsprach“, erzählt der gebürtige Göriacher, der diese Wertschätzung seiner Eltern und Großeltern für teilt. Für ihn sind die Lungauer Getreidespeicher ein Teil kultureller Identität, den es für die Nachwelt zu bewahren gilt: „Für mich ist unser Troadkasten ein wahres Schmuckstück und ich möchte, dass auch zukünftige Generationen ihre Freude daran haben – dafür muss ich das Gebäude natürlich erstmal gut erhalten“, erklärt der gelernte Maurer schmunzelnd.

Früher gehörte zu jedem Bauernhof ein Getreidekasten. Im Lungau gibt es noch rund dreihundert dieser Kleinode. Ursprünglich wurden die Troadkästen aus Holz gefertigt, auch am Bauernhof von Hans Georg Draxl gibt es noch zwei hölzerne Bauten, in denen Viehfutter gelagert wird. Seit dem 16. Jahrhundert dann wurden jene Vorratsspeicher, weil sie sich in unmittelbarer Nähe des Bauernhauses befanden, aus Brandschutzgründen gemauert. Die Erhaltung der teils denkmalgeschützten Troadkästen ist äußerst komplex. Sie erfordert ein enges Zusammenspiel zwischen Eigentümer und Restaurator sowie Land und Bundesdenkmalamt.

Hans Georg Draxl hat die Restauration seines Troadkastens – dieser ist nicht denkmalgeschützt – mit viel Eigeninitiative in Gang gebracht. Dank regelmäßiger Sanierungsarbeiten ist der mehr als 200 Jahre alte einstöckige Getreidespeicher mit Gewölbe soweit gut erhalten: „Im Jahr 1965 wurde das Dach mit Lärchenbrettern neu gedeckt und bei der Renovierung 1993 wurde das Mauerwerk saniert“, erinnert sich der Eigentümer. Über die Jahre ist allerdings Wasser in das Mauerwerk eingedrungen und eine neuerliche Renovierung der Außenfassade wurde notwendig.

Gut Ding braucht Weile

Welche Arbeiten sind nun für die kommenden zwei Jahre geplant und was muss bei der Sanierung eines historischen Bauwerks berücksichtigt werden? „Zunächst erfolgte eine Objekterhebung. Der heimische Restaurator Heinz Michael nahm die materialtechnische und kunsthistorische Analyse des Bauwerks vor“, erzählt Hans Georg Draxl. Schnell zeigte sich, dass vor allem das Mauerwerk sehr porös war und eine Trockenlegung vonnöten ist: „Mitte August 2019 habe ich die Mauer geöffnet, damit diese über den Winter trocknen kann. Auch eine Drainage habe ich gelegt, damit das Wasser abfließen kann.“ Neben einer Dachentwässerung ist auch ein Spritzwasserschutz geplant, der später die neu verputzte Mauer schützen soll: „Unser Troadkasten liegt direkt neben einer befahrenen Straße. Glaswände sollen verhindern, dass Schneematsch und Salze die Außenfassade wieder in Mitleidenschaft ziehen.“


 

Während Hans Georg Draxl die Verputzarbeiten selbst übernimmt, wird sich Restaurator Heinz Michael der kunstvollen Malereien annehmen. Den Troadkasten zieren nämlich neben aufwändigen Ornamenten auch einige Fresken, erklärt der Landwirt: „Auf der rechten Außenwand ist ein klassisches Jagdmotiv zu sehen – ein Jäger, der einen Hirsch erlegt. Und auf der linken Seite ist ein Bärentreiber dargestellt, der vielleicht die Türkenbelagerung widerspiegeln soll.“

 

„Über der Eingangstür sind, neben einer religiösen Inschrift, auch zwei Heilige abgebildet. So wurde für den Segen und Schutz der Vorräte gebeten“, erklärt Hans Georg Draxl weiter. Die Tür ist mit einem Kasten-Fallenschloss gesichert, das sich nur mit einem speziell angefertigten Schlüssel öffnen lässt: „Der Troadkasten diente ja lange Zeit quasi als Tresor. Die Vorräte waren früher das Wichtigste für die Menschen und mussten dementsprechend gut vor Dieben gesichert sein.“ Kein Wunder, dass der schmiedeeiserne Türöffner von den Bauern wie ihr Augapfel gehütet wurde. Das wäre aber gar nicht notwendig gewesen, so Hans Georg Draxl lachend: „Im Vergleich zu unseren heutigen Schlüsseln ist er überdimensional groß und auch schwer. Wahrscheinlich ist er gerade deshalb in all den 225 Jahren nie verloren gegangen.“

 

 

 

Autorin: Lisa Winter

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.