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Streuobstbau im Klimawandel

Der Lungau als „neues Mostviertel“

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Die KEM Lungau war im Jahr 2024  Teil des StartClim Projekts „Perspektiven für den Streuobstanbau im Klimawandel“. Dabei fanden 2024 ein Fachvortrag mit Diskussionsrunde sowie am folgenden Tag eine Exkursion in der Region statt. Nunmehr liegen die Ergebnisse dieser Studie mit sehr interessanten Ergebnissen für den Lungau vor:

Das Projektteam bestehend aus Vertretern von ARCHE NOAH, demInstitut für Wein- und Obstbau der BOKU, dem Ingenieurbüro DI Holler sowie der ARGE Streuobst, hat dabei mittels neuesten Szenarien aus der Klimaforschung die Auswirkungen des Klimawandels auf den Streuobstbau in 3 Modellregionen untersucht.

Die beteiligten Regionen waren

Die Regionen Amstetten Süd (Niederösterreich) und das Pöllauer Tal (Steiermark) repräsentieren das Hauptverbreitungsgebiet des österreichischen Streuobstbaus und sind repräsentativ für obstbauliche Gunstlagen in Österreich. In solchen Regionen hat der österreichische Obstintensivbau seinen Schwerpunkt. Im Lungau hingegen hat der Streuobstbau eine geringe Bedeutung – die (zukünftigen) klimatischen Bedingungen können allerdings für den Streuobstbau interessant werden, zumal hier auch die aktuellen Grenzlagen für den Obstbau erreicht werden:

 

  • So gibt es im Lungau Streuobstbestände sogar noch knapp über 1.400m. Diese stellen den höchstgelegenen Streuobstanbau in Österreich dar!
  • Insgesamt gibt es im Lungau rund 8.000 extensive Obstbäume.
  • Dabei dominieren Süßkirsche und Apfel, Zwetschken, Kriecherl & Weichsel. Der Apfel ist die mit Abstand wichtigste Obstart.
  • Als Spalierbäume werden vor allem Tafelbirnen, Äpfel, Marillen, Weichseln sowie vereinzelt Pfirsiche und Kirschen kultiviert.

 

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen für alle Höhenlagen (also alle 3 Regionen) deutlich wärmere Sommer und Winter, längere Vegetationsperioden und einen früheren Vegetationsbeginn. Für die beiden Regionen Amstetten Süd und Pöllauertal bedeutet dies, dass diese Regionen zukünftig stärker unter Druck geraten werden. Traditionelle Bewirtschaftungsformen müssen in Frage gestellt werden und massive Änderungen der Kulturformen könnten notwendig werden.

Demgegenüber kann der Lungau von den klimatischen Änderungen sogar profitieren sofern die Erwärmung unter 2°C bleibt. Insbesondere für den Apfel- & Birnenanbau (Saft- & Mostproduktion) können noch günstigere Bedingungen erwartet werden. Auch für den Steinobstanbau werden sich die klimatischen Bedingungen verbessern. Wichtig für die Zukunft wird die Pflanzung blütenfrostfester und später blühender Sorten werden. ABER: mit zunehmender Erwärmung ist auch mit einer weiteren Zunahme von Extremereignissen (Hitze, Dürren, Starkregen, Hagel, Muren, Hangrutschungen,…) zu rechnen. Durch die frühere Vegetation werden vor allem Spätfröste im Frühling zunehmend relevanter. Im Lungau ist zudem vor allem mit Trockenstress zu rechnen während Hitzestress vor allem tieferliegende Regionen betreffen wird.  Zusammenfassend zeigt die Studie, dass sich das für den Obstbau günstige Klima zunehmend in deutlich höhere Lagen verschieben wird und so auch der Streuobstbau eine Zukunftsstrategie für den Lungau sein kann! Der Lungau hat das Potential, das „neue Mostviertel“ zu werden.

Abschließend weisen die Autoren darauf hin, dass das „2°C-Ziel“ essentiell ist: Eine noch stärkere Erwärmung kann dazu führen, dass entsprechende Kipppunkte zu völlig anderen und noch extremeren Entwicklungen führen, in welchen keine gezielte Anpassung mehr möglich ist! Eine Erwärmung über 2 °C würde die positiven Auswirkungen auf den Lungau zunichte machen und das Potential erheblich einschränken! Aktiver Klimaschutz ist deshalb unumgänglich!

Ein herzlicher Dank ergeht an die Lungauer Obst- & Gartenbauvereine für ihre aktive Teilnahme, die Vermittlung passender regionaler Exkursionsziele und die LFS Tamsweg für die Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten für den Fachaustausch.

 

Links, Projektunterlagen & weitere Informationen:

 

 

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