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Lungauer Landwirte erhalten seltene Wiesenvögel und bunte Blumenwiesen!

Das Braunkehlchen ist ein mittlerweile selten gewordener Charaktervogel der Lungauer Kulturlandschaft. Er findet nur in spät gemähten Wirtschaftswiesen mit Schnittzeitpunkt nach der Sommersonnenwende einen geeigneten Lebensraum.  Singwarten und genügend Insekten für die Aufzucht der Jungvögel sind weitere Schlüsselfaktoren.

 

Abbildung 1: Landwirt Franz Rotschopf, Landesrätin Daniela Gutschi und die Schutzgebietsbetreuerin für den Lungau, Clara Leutgeb beim Beobachten der Braunkehlchen © Land Salzburg / Franz Neumayr

Landesrätin für Bildung und Naturschutz Mag.a Daniela Gutschi zeigte sich begeistert von dem Projekt und der Beteiligung der Lungauer Landwirte: „Das Braunkehlchen ist mittlerweile eine selten gewordene Schönheit des Lungaus. Um sein Vorkommen langfristig zu sichern, entschädigen wir Landwirte, die ihre Wirtschaftswiesen später als gewohnt mähen. Dadurch können viele Blütenpflanzen besser gedeihen, nützliche Insekten siedeln sich vermehrt an. Diese bieten wiederum die Nahrungsgrundlage für viele Wiesenvögel, wie zum Beispiel dem Braunkehlchen. An diesem Beispiel ist gut zu erkennen, dass auch kleine Maßnahme eine große Wirkung haben können.“

 

Einst war der auch unter dem Namen „Wiesenschmätzer“ bekannte Vogel ein häufiger Kulturfolger, der sich in der kleinstrukturierten Landschaft des Lungaus mit zahlreichen Rainen, kleinen Brachebereichen, Ein- bis Zweischnittwiesen sowie Getreidefeldern wohl fühlte. Heutzutage werden viele Flächen intensiver bewirtschaftet und Strukturen wie Wiesenrandstreifen, Holzzäune oder Raine fehlen. Das wirkt sich negativ auf den Lebensraum des Braunkehlchens aus. Deswegen wurde ein Artenschutzprojekt in Zusammenarbeit mit den Lungauer Landwirten ins Leben gerufen, um Salzburgs größtes noch bestehendes Braunkehlchen-Vorkommen zu erhalten.

 

Abbildung 2: Das Braunkehlchen benötigt im Kulturland Sitzwarten, um von dort aus zu singen, zu jagen und das Revier zu verteidigen. Im Bild ein Braunkehlchen-Männchen. © Martin Rotschopf

Auch andere Arten profitieren von der höheren Insektenvielfalt und dem Strukturreichtum. Ganz nebenbei wird dadurch auch eine die Blumenvielfalt der Wirtschaftswiesen gefördert, die man in den Niederungen schon vielerorts schmerzlich vermisst. Wenn die erste Mahd erst Ende Juni oder Anfang Juli erfolgt, können viele Blütenpflanzen vorher absamen. Das erfreut nicht nur das Auge des Betrachters, LungauerIn wie Gast gleichermaßen. Die höhere Artenvielfalt bietet auch Nahrung und Schutz für zahlreiche Insekten und andere Tiere wie Feldlerche, Wachtel, Wachtelkönig oder Goldammer. In den Randstreifen können sich aber auch Junghasen und Rehkitze verstecken. Eine kleine Maßnahme mit großem Effekt! Ganz zu schweigen von den regional und nachhaltig produzierten, hochwertigen Lebensmitteln einer biologisch-ökologischen Bewirtschaftungsweise.

 

Abbildung 3: Wiesenrandstreifen werden bei der ersten Mahd stehen gelassen und bieten (nicht nur) dem Braunkehlchen einen sicheren Brutstandort. © Clara Leutgeb

Abbildung 4: Auch so kann Braunkehlchenschutz aussehen. Hier hat ein Landwirt dankenswerterweise den Brutplatz bei der Mahd ausgespart, bis die Jungvögel flügge waren. In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass sich das Nest nicht im Randstreifen, sondern in der Mähwiese befindet -Meist handelt es sich aber nur um wenige Tage, bis der Rest der Fläche gemäht werden kann. © Clara Leutgeb

 

Der Landwirt Franz Rotschopf hat schon vor mehreren Jahren einige für die Arte wichtige Wirtschaftswiesen in das Braunkehlchen-Schutzprojekt eingebracht. Jedes Jahr kann er in seinen Randstreifen den seltenen Wiesenvogel dabei beobachten, wie er seine Jungen mit Insekten aus der noch artenreichen Wiese füttert. Die Kleinstrukturiertheit seiner Flächen, der Wechsel aus spät gemähten Wiesen und Getreidefeldern wirkt sich besonders günstig aus.

Und der Funke ist auch auf seinen Sohn übergesprungen. Martin Rotschopf ist begeisterter Vogelbeobachter und Naturfotograf und nimmt am Laienmonitoring für das Braunkehlchen teil. Er erklärt seine Motivation zur Teilnahme am Artenschutzprogramm so: „Es bereichert mich einfach, dass ich das Braunkehlchen auf meinen Flächen habe. Ich bin ein Naturmensch, und möchte die Kulturlandschaft so erhalten, wie ich sie von meinen Vorfahren bekommen habe. Wir müssen darauf achten, dass wir die Natur und die schöne Landschaft mit all ihrer Vielfalt erhalten!“

Wir tun was lautet das Motto des Artenschutzprojektes! Jede Bäuerin und jeder Bauer kann einen aktiven Beitrag leisten um den Biotopverlust hintanzuhalten. Es braucht dazu lediglich eine spätere erste Mahd und Wiesenrandstreifen sowie Zaunstempen als Ansitzwarten. Das Braunkehlchen ist nun wieder von seinem Winterquartier in Afrika zurückgekehrt, um hier im Lungau einen Brutplatz zu suchen. Helfen Sie mit, eine vielfältige und lebenswerte Kulturlandschaft mit ihren Bewohnern zu erhalten! Die Maßnahmen werden natürlich auch finanziell abgegolten, damit der Aufwand bzw. Futterverlust ausgeglichen wird.

 

Kontakte für nähere Auskünfte zur Förderung:

Ing. Andreas Hofer (Vertragsnaturschutz Land Salzburg): Tel. 0662/8042 5514 oder andreas.hofer@salzburg.gv.at

Clara Leutgeb, MMSc (Schutzgebietsbetreuung Lungau): Tel. 0664/8267448 oder clara.leutgeb@salzburg.gv.at

 

Das Wiesenbrüter-Schutzprojekt wird finanziert aus Mitteln des Landes Salzburg sowie der Europäischen Union im Rahmen des Agrarumweltprogrammes (ÖPUL).

Die Schutzgebietsbetreuung Lungau wird ebenfalls aus Mitteln des Landes Salzburg und der Europäischen Union finanziert.